18. Juli 2019

Das arme Geschlecht?



Institutionelle & strukturelle Diskriminierung von Frauen* im Kontext  von Arbeit verstehen und Gegenstrategien entwickeln

Workshop mit Sophie Schwab

„Job weg, Geld weg, Wohnung weg, Freunde weg“ – so beschrieb mir eine ehemalige Kollegin ihren „Sinkflug ins soziale Abseits“. Als alleinerziehende Mutter saß sie in der Armutsfalle – wie viele Frauen in Deutschland. Denn eines der größten Armutsrisiken in Deutschland ist, eine Frau zu sein. Die verschiedenen Aspekte der Armut von Frauen werden wir in dem Workshop diskutieren.
Sowohl in jungen Jahren als auch im Alter sind Frauen deutlich stärker armutsgefährdet als Männer. Die Gründe dafür sind vielfältig: Frauen sind aktiv und engagiert. Sie kümmern sich um die Kinder, sie pflegen altgewordene Angehörige, sie wirken ehrenamtlich mit in politischen Gruppen oder in sozialen Initiativen. Sie bringen über die Hälfte mehr Zeit unentgeltlich in die Sorgearbeit ein als Männer (plus 52,4%). Als Dank ernten sie schlechte Rückkehrchancen in den Beruf, prekäre Arbeitsverhältnisse und deutlich geringere Renten.

Für Frauen hat sich immer noch nicht das Recht auf eigenständige Existenzsicherung durchgesetzt, unabhängig davon in welchen Zusammenhängen sie leben. Die Tatsache, dass Arbeitsmarkt-, Familien-, Wohnungsbau- und Sozialpolitik immer noch an einem Familienmodell orientiert sind, das einen Haupternährer und eine Zuverdienerin vorsieht, verdrängt Frauen aus dem regulären Arbeitsmarkt in prekäre oder unbezahlte Beschäftigungsverhältnisse.

Lange ist bekannt, was dieser strukturellen und institutionellen Diskriminerung ein Ende setzen würde. U.a. geht es um das Schließen des sogen. Gender-Pay-Gaps oder das Frauen konnotierte Berufe grundlegend besser bezahlt werden müssen oder dass Sorgearbeit für Kinder oder zu pflegende Angehörige nicht länger die Ursache dafür sein darf, in Armut zu geraten. Dafür braucht es Veränderungen im Steuer-, Sozial- und Familienrecht. Und was noch? Was muss der Staat tun? Was die Gesellschaft? Wie können wir uns als Individuum und als Gruppe bzw. Organisation gegen diese institutionelle und strukturelle Diskriminierung wehren?

Im Workshop werden wir die verschiedenen Ebenen und Bereiche institutioneller sowie struktureller Diskriminierung von Frauen* im Kontext von Arbeit identifizieren. Des Weiteren wird uns die Frage beschäftigen, was das alles mit Kapitalismus zu tun hat. Unterstützung bei unseren Analysen bekommen wir von der intersektionalen Perspektive. Ingesamt möchte ich darüberhinaus einen Überblick über die Landschaft der politischen Forderungen geben und diese gemeinsam mit euch weiter entwickeln. Im Zentrum des letzten Teil des Workshops stehen Aktionen und Kamagnen. Wir werden uns über eigene Ideen für mögliche Protestformen und Widerstand austauschen.

Sophie Schwab ist derzeit Referentin für Arbeitsmarktpolitik bei Dr. Strengmann-Kuhn, Sprecher für Arbeitsmarktpolitk der Grünen Bundestagsfraktion. Davor war sie beim Bundesverband der AWO als Referentin für Sozialpolitik, Armut- und Verteilungsfragen. Ihren Berufseinstieg machte sie als stellvertretende Frauen*beauftragte der Alice Salomon Hochschule Berlin. Sie ist studierte Sozialarbeiterin und hat einen Master in Sozialwissenschaften.



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