18. Juli 2019

Das Opium der Frauen



Einführung in die feministische Religionskritik mit Koschka Linkerhand

Katholiken und Freikirchen agitieren, zusammen mit rechten Kräften, gegen das Recht auf Abtreibung; islamistische Staaten wie der Iran und Saudi-Arabien verweigern Frauen den Status der mündigen Bürgerin; von vielen Musliminnen wird ebenso wie von orthodoxen Jüdinnen erwartet, dass sie ihre körperliche Schönheit bedecken und arrangierte Ehen eingehen. Nicht erst im 21. Jahrhundert geraten Religion und Frauenrechte in offensiven Widerspruch zueinander. Der Einfluss von Religion auf den Alltag, die Handlungsmöglichkeiten und das Selbstverständnis von Frauen war auch in der Geschichte der drei monotheistischen Weltreligionen meist repressiv. Gleichwohl bekennen sich etliche Millionen Frauen zu diesen Religionen.

Die Solidarität mit den Zweiflern und Atheistinnen aller Länder gehörte lange zum festen Bestand der Linken. Seit den 1990ern geht die Tendenz aber dahin, Menschen umstandslos mit der Kultur und Religion zu identifizieren, der sie entstammen – besonders im Fall des Islam. Die Verschränkung der religionskritischen Debatte mit dem Machtstreben des politischen Islam, aber auch mit dem grassierenden antimuslimischen Rassismus muss erfasst werden, ohne dass die Analyse an Schärfe verliert. Eine feministische Religionskritik sollte überdies christliche und muslimische Frauenbilder auf ihren patriarchalen Charakter hin vergleichen und fragen, warum diese im Zeitalter von Neoliberalismus und konformistischer Revolte wieder attraktiver werden.

Wie kann heute eine Religionskritik aussehen, die den „gelebten Realitäten von Frauen und Mädchen“ (Mona Eltahawy) in religiös geprägten Ländern und Communitys gerecht wird? Können wir von universalen Frauenrechten ausgehen? Welche Rolle spielen Säkularismus und das Recht auf Selbstbestimmung in einer feministischen Religionskritik?



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